Ein weißes Blatt Papier

Berti Schötterl

So bin ich vor einiger Zeit gestartet. Ich hatte eine Idee: Der Status Quo in der Anlage- bzw. Finanzberatung stellte mich nicht zufrieden.

Mit meinem eigenen beruflichen Status Quo war es genauso: Ein weißes Blatt Papier. Wie kann man die Beratung bestmöglich gestalten? Wie würde ich selbst gerne beraten werden? Was läuft schief und was müsste man ändern?

Das waren einige der Fragen, die ich mir gestellt habe.

Das Hauptproblem in der Branche: Meist sind die Produktanbieter selbst verantwortlich für die Beratung – finde den Fehler. Banken beraten zu ihren hauseigenen Fonds – Versicherungsgesellschaften zu ihren Absicherungslösungen. Wie kann man hier echt kundenorientiert beraten? Die Antwort: Eigentlich kann man es nicht.

Der Status des Anlage- bzw. Finanzberaters ist lange nicht auf dem Niveau des Rechts- oder Steuerberaters. Schade eigentlich, da die Wichtigkeit nicht zu gering bewertet werden kann. Jedoch auch verständlich, da das Produkt – ein Fonds, eine Anlage oder eine bestimmte Versicherung – bei der Beratung oftmals im Vordergrund steht. Das muss aber nicht sein.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht dient das Produkt eigentlich nur der Quersubventionierung der Beratung.

Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, als Honorarberater an den Start zu gehen. Dagegen spricht aber die fehlende Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft für hochwertige Anlage- bzw. Finanzberatung zu bezahlen. Das geht aus mehreren Studien hervor, sowie aus vielen Gesprächen, die ich im Vorfeld der Unternehmensgründung mit verschiedenen Marktteilnehmern geführt habe.

Deshalb der Weg als unabhängiger Berater, der nicht an Produktanbieter gebunden ist, aber am Ende der Beratung durch die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte den Umsatz generiert. Die Rückmeldung ist durchweg positiv, da wir am Ende unserer Beratung – im Gegensatz zum Steuerberater – auch verschiedene Produktempfehlungen geben, ist es doch nur sinnvoll, uns dadurch zu finanzieren, oder?

Natürlich immer transparent, denn das Thema Kosten spielt neben der Miteinbeziehung der Steuer und der Inflation in unseren Berechnungen eine entscheidende Rolle.

Ist es verwerflich und kann man echt unabhängig beraten, wenn man an der Vermittlung verdient? Ich denke schon, denn sofern Bedarf besteht, helfen wir dabei, diesen zu decken – wenn kein Bedarf besteht, wird auch nichts vermittelt. Die Entscheidung, ob überhaupt oder in welchem Umfang erarbeitete Konzepte umgesetzt werden, trifft immer der Mandant.

Ein Beispiel, das diesen Punkt verdeutlichen soll: Ein guter Chirurg, der mit eigener Praxis für eine Knie-OP einen hohen Umsatz generieren könnte, würde, sofern keine absolute Notwendigkeit besteht, die Operation ablehnen und einen konservativen Behandlungsansatz empfehlen.

Ärzte leisten einen Eid, stets im Wohle der Patienten zu handeln. Natürlich müssen wir keinen Eid leisten, aber ein ähnliches Versprechen gibt es bei uns auch. Unsere Mandanten stehen im Mittelpunkt und wir machen deren Anliegen zu unseren.

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